Wenn sich der Nikolaus per WhatsApp ankündigt: In Irgertsheim geht man heuer in der Adventszeit neue Wege

Der Advent ist immer auch eine Zeit der vielfältigen Begegnungen – sei es auf Weihnachtsfeiern oder innerhalb der Familie. Durch die Corona-Regeln gilt es aber in diesem Jahr, Kontakte möglichst einzuschränken. In Irgertsheim geht man daher kreativ mit der Situation um.

Im Irgertsheimer Neubaugebiet „Am Kirchberg“ schaut gerade so manches Kind ungläubig aus dem Fenster. Ist er es wirklich? Ja, er ist es! Auf einer echten Pferdekutsche kommt er angefahren – der Heilige Nikolaus. Er klingelt heuer nicht wie üblich an den Haustüren, sondern er besucht die Kinder – in sicherer Distanz – im Freien. Dort liest er aus seinem goldenen Buch und lässt die Eltern die Geschenke übergeben.

Der Nikolaus in Aktion

„Mir ist es wichtig, auch in Zeiten von Corona Freude zu verbreiten“, sagt der Nikolaus auf Frage des Reporters. Unter dem prächtigen Kostüm samt transparenter Maske vor dem Rauschebart steckt einer, der es wissen muss. Michael Högerle (34), selbst zweifacher Vater, gibt seit mittlerweile acht Jahren den Nikolaus in den westlichen Stadtteilen Ingolstadts. Der Irgertsheimer weiß daher, wie sehr sich der Nachwuchs auf den 6. Dezember freut.

„Durch die Auflagen wurde heuer allerdings schnell klar, dass ich mir was Neues einfallen lassen muss. Da kam ich auf die Idee mit der Kutsche“, erklärt er. Mit dem Pferdehof der Familie Speth gibt es im Ort gleich den richtigen Ansprechpartner. Für Paul Speth und Schwiegertochter Carolin ist die Mitwirkung Ehrensache – die beiden steuern den Zweispänner sicher durch die Straßen des Stadtteils. Damit die Kinder auch wissen, wann der hohe Besuch draußen vor dem Haus bereitsteht, übermittelt er seinen Standort in Echtzeit per WhatsApp. Nach mehreren Stunden, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, ermahnt und beschenkt der Bischof aus Myra mit seinem Engerl Laura Scharpf die letzten Kinder. Auch ein Heiliger hat eben mal Feierabend.

Während Michael Högerle zu seiner Familie zurückkehrt, treffen wir an der Alten Schule Lydia Götzenberger. Die engagierte Frau ist im Pfarrgemeinderat aktiv und hat sich, zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Gremium, in diesem Jahr nicht damit abfinden wollen, dass sämtliche Advents- und Weihnachtsfeiern ausfallen. „Daher startete ich spontan den Aufruf an alle Bürgerinnen und Bürger aus Irgertsheim und Pettenhofen, festliche Adventsfenster zu gestalten. Diese können dann von den Leuten bestaunt werden, etwa bei einem Spaziergang. Jeden Tag erleuchtet ein neues Fenster, wie beim Adventskalender“, erläutert Götzenberger.

Lydia Götzenberger vor dem Adventsfenster an der Alten Schule

Nicht mal eine Woche hat es gedauert und alle Fenster, von 1 bis 24, hatten ihre Patinnen und Paten. Mit von der Partie sind neben vielen Privathaushalten auch die Irgertsheimer Grundschule sowie der Kindergarten. „Am heutigen Nikolaustag gibt es natürlich auch ein entsprechendes Nikolaus-Fenster“, sagt Lydia Götzenberger und deutet auf ein festlich geschmücktes Fenster der 1910 erbauten Alten Schule an der Lichtgutgasse. Die Gestaltung hat die dort ansässige Landjugend übernommen.

Zu besichtigen sind die Irgertsheimer und Pettenhofener Adventsfenster bis zum 6. Januar 2021.

Von Alexander Bayerle